Duettpartnerinnen Marlene Bojer und Michelle Zimmer konzentrieren sich künftig auf Solo, Team und Mixed-Duett

©Jo Kleindl

Die Olympischen Spiele waren immer der große Traum von Marlene Bojer und Michelle Zimmer gewesen. Vor den Sommerspielen 2021 in Tokio (JPN) fehlten ihnen lediglich 0,1866 Punkte für die erste deutsche Olympiateilnahme im Synchronschwimmen seit 1992 in Barcelona (ESP). Nach einer weiteren Steigerung im vergangenen Jahr mit Bestleistungen sowohl in der Freien Kür als auch in der Technischen Kür und starken Ergebnissen bei den Welt- und Europameisterschaften durfte sich das Duett berechtigte Hoffnungen machen, für 2024 in Paris (FRA) den Sprung auf die olympische Bühne zu schaffen.

Doch jetzt ziehen Bojer und Zimmer einen Schlussstrich unter das gemeinsame Duett-Projekt. Mit einem emotionalen Video auf Instagram verkündeten sie am Montagabend ihre Entscheidung. Ein Grund dafür: der veränderte Qualifikationsmodus – die Zahl der zugelassen Duette für Paris wurde zuletzt noch einmal um vier verringert. „Wir glauben an unsere Fähigkeiten und haben verschiedene Szenarien durchgespielt, wie wir es trotzdem schaffen können. Nur leider sind die Strukturen aktuell nicht ausreichend, um noch einmal einen Anlauf auf Olympia zu machen“, sagt Bojer.

„Die Entscheidung ist uns wahrlich nicht leichtgefallen“, betont sie. Für das Duett hätte die Münchnerin ihren Trainingsmittelpunkt nach Berlin zu Zimmer und Trainerin Stephanie Marx verlegen müssen. „Das Techniktraining hätte ich auch zu Hause in München machen können, aber ein Duett besteht nun einmal aus zwei Personen, die sich perfekt synchronisieren müssen“, sagt sie. Hinzu kommen finanzielle Gründe: Trotz der jüngst positiven Entwicklungen im Synchronschwimmen gibt es vom Bundesinnenministerium nicht mehr als die Basisförderung; zudem blieben die erhofften Plätze in der Sportfördergruppe der Bundeswehr aus. „Wir können nicht von Luft und Liebe leben. Ohne eine Bundeswehrstelle kann man den Leistungssport auf dem Level, das wir uns vorstellen, langfristig nicht betreiben – es blieben einfach zu viele Fragezeichen“, stellt Bojer klar, und das trotz großzügiger Unterstützung der Landesverbände in Bayern und Berlin. Auch die Versuche der Fachsparte Synchronschwimmen im Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) unternahm große Bemühungen, um mithilfe von privaten Spenden und Crowdfunding entsprechende Mittel aufzutreiben. „Wir schätzen dieses Engagement sehr“, sagt Michelle Zimmer. „Wir haben gemerkt, dass die Leute aus der Fachsparte alles versucht haben. Aber es hat am Ende nichts mehr geändert.“

Teil des Nationalteams bleiben beide auch weiterhin, bloß konzentrieren sie sich in Zukunft auf andere Disziplinen. „Wir haben immer noch viel Freude am Synchronschwimmen“, betont Zimmer. Sie sind wichtige Stützen im Team, zudem treten sie beide im Solo an und die Berlinerin außerdem im Mixed-Duett zusammen mit Frithjof Seidel. Auch wenn es das gemeinsame Duett also künftig nicht mehr gibt, mischen Michelle Zimmer und Marlene Bojer weiterhin international mit.

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