Florian Wellbrock gewinnt Weltcup-Auftakt in Ägypten und bucht WM-Ticket

- 21.02.2025
Das neue Jahr begann beim Freiwasserschwimmen so, wie das vorherige endete: mit einem Weltcupsieg von Florian Wellbrock. Das Auftaktrennen 2025 über 10km in Soma Bay (EGY) gewann der 27-Jährige vom SC Magdeburg am Freitag in beeindruckend überlegener Manier. Nach 2:01:33,6 Stunden schlug der Olympiasieger von 2021 deutlich vor Logan Fontaine (FRA/2:01:44,1) und Weltcup-Titelverteidiger Marc-Antoine Olivier (FRA/2:01:44,4) an.
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Damit sicherte sich Wellbrock zugleich auch das Ticket für die Weltmeisterschaften in Singapur (SGP/11. Juli – 03. August, die Freiwasserrennen sind vom 15. – 20. Juli), denn wie andere Nationen nutzte der Deutsche Schwimm-Verband e.V. (DSV) den ersten Weltcup des Jahres dafür als Qualifikationsrennen. Nach Olympiasilber in Paris (FRA) für die WM 2025 fest gesetzt worden war vorab Oliver Klemet (SG Frankfurt), der 22-Jährige war auf Rang 21 (2:02:25,8) in Soma Bay am Freitag zweitbester Deutscher. Jonas Kusche (SC Chemnitz) belegte zudem Rang 38 (2:04:31,4), Moritz Bockes (SG Stadtwerke München) Rang 40 (2:04:59,5), Noah Lerch (SSG Günzburg-Leipheim) kam auf Rang 41 (2:04:59,6). Niklas Frach (SG Frankfurt) brach das Rennen vorzeitig ab.
Die ägyptische Halbinsel Soma Bay gilt im Schwimmsport als perfekter Ort, um im Winter bei Sonnenschein trainieren zu können. Auch die DSV-Nationalmannschaft Beckenschwimmen hatte hier im Januar deswegen ein Trainingscamp absolviert. Die Freiwasserelite traf wie erwartet auf angenehme 21,5 Grad Wassertemperatur im Roten Meer, allerdings sorgte starker Wind mit bis zu 50km/h schnellen Böen für insgesamt schwierige Bedingungen.
Gelassenheit als Schlüssel zum Erfolg für Wellbrock
Nur Wellbrock schienen Wind und Wellen nichts anhaben zu können. Wie so oft setzte er sich bald an die Spitze des 69 Mann starken Feldes und diktierte an der Spitze das Tempo nach Belieben. Attacken einzelner Rivalen fing Wellbrock nach kurzer Zeit stets wieder ein. Und auf dem letzten Kilometer kraulte er dann einfach allen auf und davon, niemand konnte ihm da mehr folgen. „Das WM-Ticket war diesmal eher mein Ziel als eine Podiumsplatzierung. Um so schöner ist das Ergebnis nun für mich“, sagte Wellbrock im Ziel. „In Runde fünf haben die Franzosen richtig Druck gemacht, da war ich kurzzeitig nur auf Rang sechs oder sieben. Aber das haben sie später dann bitter bereut bei diesen Bedingungen. Es war auf jeden Fall clever, da die Ruhe zu bewahren und dann alles in die letzte Runde zu packen.“
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten war also der Schlüssel zum Sieg. Und nicht nur das. Wellbrock hatte zuletzt sogar das Trainingslager in Südafrika ausgelassen, stattdessen Frau Sarah und seine Eltern in den Winterurlaub begleitet. „Ich bin sehr ruhig in die Saison gestartet, habe viel mit meiner neuen Mentaltrainerin gearbeitet. Nun zeigt sich, dass der Ansatz mit mehr Ruhe und Gelassenheit besser funktioniert. Denn es war ja nie so, dass ich plötzlich nicht mehr Schwimmen kann. Ich habe es in Paris halt nur nicht ins Wasser gebracht.“
Oliver Klemet war dagegen nicht zufrieden mit seiner Leistung beim Weltcupauftakt. „Ich war am Anfang zu weit hinten, da gab es sehr viel Körperkontakt, nicht nur an den Bojen. Dann habe ich mich zwar nach vorn gearbeitet und lag in der vierten Runde sogar kurz mal an der Spitze. Aber am Ende haben dann einfach Energie und Kraftausdauer gefehlt bei diesen schwierigen Bedingungen“, sagte der Silbermedaillengewinner von Paris. Olympiasieger Kristóf Rasovszky (HUN) war in Ägypten nicht am Start.
Isabel Gose wird Weltcup-Vierte bei ihrer Freiwasser-Premiere
Im Pool gehört Isabel Gose längst zu erfolgreichsten Schwimmerinnen der Welt, am Freitag gelang der 22-Jährigen vom SC Magdeburg eine beeindruckende Premiere im Freiwasser. Beim Weltcup-Auftakt in Soma Bay wurde Gose in 2:08:35,9 Stunden auf Anhieb Vierte in ihrem allerersten 10km-Rennen überhaupt.
Die Olympiadritte von Paris über 1500m Freistil gewann dabei den Spurt der Verfolgerfeldes, nachdem sich nach vier von sechs Runden eine dreiköpfige Spitzengruppe abgesetzt hatte. Die wie der bei den Männern erfolgreiche Florian Wellbrock ebenfalls in Magdeburg trainierende Moesha Johnson (AUS/2:06:34,6) sicherte sich darin den Tagessieg vor Ginevra Tadeucci (ITA/2:06:37,6) und Chelsea Gubecka (AUS/2:06:51,0).
WM-Ticket auch für Jeannette Spiwoks
Aus der Mannschaft des DSV schafften es Jeannette Spiwoks (SG Essen) als Sechste (2:08:37,7) und Lea Boy (SV Würzburg 05) als Achte (2:08:43,4) ebenfalls in die Top Ten. Celine Rieder (Sport-Union Neckarsulm) belegte zudem Rang 18 (2:09:09,1). Laut DSV-Nominierungsrichtlinien haben sich Gose und Spiwoks damit die WM-Tickets für den kommenden Sommer erkämpft.
„Letztlich ist es auch nur Schwimmen, die Geschwindigkeit war gut machbar. Aber ich war ganz schön genervt zwischendurch. Denn da wird kräftig ausgeteilt. Man hatte mir das vorher zwar alles so erzählt, aber so richtig geglaubt hatte ich es nicht. Jetzt habe ich es am eigenen Leib erfahren, schön ist was anderes“, erzählte Gose hinterher. Die Olympiadritte und Kurzbahn-Weltmeisterin über 1500m Freistil hatte sich meist relativ weit vorn im Feld platziert. „Bei ein, zwei Bojen habe ich dann aber harte Schläge abbekommen und bin zurückgefallen beim Versuch, dem aus dem Weg zu gehen. Dadurch habe ich dann auch zu spät gesehen, dass vorn schon drei dann zu weit weg waren.“
Auch Bundestrainer Bernd Berkhahn lobte: „Das hat Isabel trotz der schwierigen Bedingungen alles sehr souverän gemeistert. So, als ob schon seit Jahren dabei wäre.“ An ihren Plänen ändern will Gose trotz der Topplatzierung in Ägypten aber erst einmal nichts, das Beckenschwimmen soll auch künftig ihre Heimat bleiben. „Im Freiwasser liegt mein Fokus vor allem auf der Staffel“, so Gose. Am Samstag (11:00 Uhr, live bei Eurovisionsport) steht in Soma Bay bereits ihre nächste Premiere an.