Rafael Miroslaw erfüllt mit Topleistung die WM-Norm für Budapest

- 08.04.2022
Die Berlin Swim Open sind einer der letzten Wettkämpfe, bei denen sich die Aktiven des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) für die Weltmeisterschaften in Budapest (HUN/18. Juni – 03 Juli) und die Europameisterschaften in Rom (ITA/11. – 21. August) qualifizieren können. Der Nominierungszeitraum für das Beckenschwimmen endet am kommenden Dienstag (12. April). Rafael Miroslaw zeigte gleich zu Beginn der Veranstaltung am Freitagmorgen allen in der Schwimm- und Sprunghalle am Europasportpark, wie es funktionieren kann. Im Vorlauf über 200m Freistil verbesserte der in den USA studierende Hamburger seine Bestzeit deutlich auf 1:46,04 Minuten und unterbot dabei die geforderten Normzeiten für die internationalen Saisonhöhepunkte. Im Finale am frühen Nachmittag ließ er mit 1:46,76 eine weitere starke Zeit folgen.
„Ich wusste, dass ich gut drauf bin. Aber so schnell habe ich es dann doch nicht gleich erwartet. Auch die Finalzeit ist ja noch die zweitbeste meiner Karriere“, sagte der 21-Jährige von der SG HT16 Hamburg. Nicht erst seit der erfolgreichen Jugend-Europameisterschaft 2019 (u.a. Staffelgold) und dem tollen WM-Auftritt in Gwangju (KOR) samt Staffelfinale wenige Wochen danach galt er als große Zukunftshoffnung, wurde im vorigen Jahr dann aber von einer Schulterverletzung um die Olympiateilnahme in Tokio gebracht. An der University of Indiana wurden ihm seit dem vorigen Sommer neben einem Vollstipendium auch gute Trainingsmöglichkeiten geboten. Die wusste Miroslaw offenbar zu nutzen, in diesem Jahr war weltweit bislang jedenfalls nur der Südkoreaner Hwang Sunwoo (1:45,79) schneller.
Dahinter erfüllte Poul Zellmann in 1:47,45 auch gleich noch die EM-Norm in dieser Disziplin. Zwei Wochen zuvor hatte der aus Essen zum Landesstützpunkt Hannover gewechselte Routinier schon die EM-Normzeit über 400m Lagen erbracht, dieser Strecke gilt in dieser Saison sein Hauptaugenmerk. Da sich der Heidelberger Josha Salchow im Berliner Endlauf auch noch auf 1:48,46 verbesserte, wurde zusammen mit der Zeit von Lukas Märtens (kraulte bereits vor zwei Wochen daheim in Magdeburg 1:47,18) nun auch die erste WM-Norm für eine Staffel erbracht. Warum Zellmann am Freitag auf das Finale in Berlin verzichtete, bleibt zu klären. Denn bei erfolgter Qualifikation mit der jeweils besten Zeit ist für die Staffelbesetzung an sich laut den Nominierungsrichtlinien ja die Summe aus Vor- und Endlaufleistung heranzuziehen. Henning Mühlleitner, der am Freitag in Eindhoven (NED) 1:48,88 Minuten schwamm und als Olympiavierter über 400m Freistil ja bereits für die WM gesetzt ist, ist daher eine Alternative.
Für die EM empfahl sich anschließend auch Lucas Matzerath, der Frankfurter blieb beim Sieg über 100m Brust in 59,89 Sekunden eine Hundertstel unter der Vorgabe für Rom. Der deutsche Rekordhalter Fabian Schwingenschlögl wurde diesmal nur Siebter (1:01,88). Wie einige andere aus dem Olympiateam lässt der Neckarsulmer es in der nacholympischen Saison etwas ruhiger angehen. In Eindhoven konnte aber seine Vereinskollegin Bente Fischer jubeln. Die 24-Jährige blieb im Vorlauf über 200m Brust in 2:25,77 Minuten unter der EM-Norm für Rom, im Endlauf reichten ihr 2:26,51 zum Sieg.
Über 1500m Freistil setzte sich Jeannette Spiwoks (16:38,46 Minuten) auf Rang drei des EM-Rankings, dahinter blieben mit Fabienne Wenske (16:43,46) und Julia Ackermann (16:43,55) zwei weitere Mädchen unter der Norm. Auch sonst gab es in Berlin viele erfreuliche Leistungen: Lokalmatdor Ole Braunschweig näherte sich mit seinen 24,67 Sekunden über 50m Rücken bis auf wenige Hundertstel an den deutschen Rekord von Helge Meeuw aus dem Jahr 2009 an, das dürfte Mut machen für das 100m-Rennen. Angelina Köhler (Hannover 96) bestätigte über 100m Schmetterling noch einmal ihre EM-Normzeit (58,72 Sekunden), auch Zoe Vogelmann (SV Nikar Heidelberg) blieb über 400m Lagen (4:43,66 Minuten) erneut unter der EM-Norm. Und über 200m Freistil zeigten Leonie Kullmann (SG Neukölln/1:59,74 Minuten) und Kathrin Demler (SG Essen/1:59,96) neben Staffelambitionen auf ihrer Nebenstrecke auch, dass mit ihnen in ihren wichtigen Einzelrennen gerechnet werden darf. Nach diesem Beginn in das finale Qualifikationswochenende ist davon auszugehen, dass Rafael Miroslaw nicht der letzte DSV-Aktive war, der noch auf den WM-Zug aufspringt.