Schwimm-DM in Berlin: Lukas Märtens glänzt mit Weltjahresbestzeit über 200m Freistil

Berechtigte Freude: Lukas Märtens schwimmt auch über 200m Freistil eine absolute Weltklassezeit beim Titelgewinn ©Jo Kleindl
- 03.05.2025
Olympiasieger Lukas Märtens hat für ein weiteres Highlight bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin gesorgt. Über 200m Freistil siegte der 23-Jährige vom SC Magdeburg am Samstag in 1:44,25 Minuten. Diese Zeit liegt nicht nur deutlich unter der bisherigen Weltjahresbestzeit von Olympiasieger David Popovici (ROU/1:45,07), sie ist auch schneller als bei dessen Goldrennen in Paris (1:44,72).
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„Ich habe mich wirklich sehr gut gefühlt heute und mir so eine Zeit deswegen gewünscht. Dass es so geklappt hat, ist ein Traum. Die Strecke bedeutet mir schon viel“, meinte Märtens hinterher. Im Olympiafinale war er in der Euphorie seines 400m-Triumphs etwas zu schnell angegangen und am Ende auf Rang fünf gelandet, weil im Endspurt die Kräfte ausgingen. „Mein Trainer und ich arbeiten jeden Tag hart dran, dass wir die Taktik optimieren und auch an die Gegner anpassen. Hier konnte ich ein bisschen was ausprobieren. Ich war relativ fix vorne, habe das aber gut durchgestanden.“
Neben seiner Weltrekordstrecke 400m Freistil ist Märtens nun auch für über 800m und 200m für die Weltmeisterschaften in Singapur (11. Juli – 03. August) qualifiziert, am Sonntag könnte mit den 200m Rücken noch ein weiterer Einzelstart hinzukommen. „Da muss man abwägen, was man bei der WM dann macht. Das ist gar nicht so leicht“, so Märtens. Die Entscheidungen werden bis zur Nominierungssitzung am kommenden Donnerstag (08. Mai) ausdiskutiert und dort endgültig gefällt.
Auch hinter Märtens‘ Einsatz in der 4x200m-Freistilstaffel steht bis dahin noch ein Fragezeichen. Empfohlen haben sich dafür außerdem Jarno Bäschnitt (Team Bochum/1:47,10) und Timo Sorgius (SSG Sorgius/1:47,29) auf den DM-Plätzen zwei und drei, wobei Sorgius dank seiner neuen Bestzeit im Vorlauf (1:46,88) sogar auf die bessere Durchschnittszeit aus Vor- und Endlauf kommt, die für die Besetzung maßgeblich ist. Nummer vier im Qualifikationsranking wurde Rafael Miroslaw (SG HT16 Hamburg). „Nach dem Vorlauf hatte ich sogar auf die Einzelnorm (1:46,30, Anm. d. Red.) gehofft, deswegen war ich mit dem Finale nicht zufrieden“, meinte Sorgius. Anders klang da Bäschnitt: „Nach dem Anschlag war da pure Euphorie“, gestand der 19-Jährige. „Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, wie das in Singapur wird. Ich kenne die Jungs im Nationalteam ja auch noch gar nicht richtig.“
Drei Berkhahn-Athletinnen in der Frauenstaffel
Bei den Frauen glänzte Nina Holt bei ihrem Triumph mit neuer 200m-Bestzeit (1:58,33), genauso wie ihre Magdeburger Vereinskollegin Maya Werner (1:58,81) auf Rang zwei. Beide bilden zusammen mit Isabel Gose (SC Magdeburg) und Julia Mrozinski (SCW Eschborn) damit das WM-Quartett. „Ich bin sehr froh über die Zeit und hätte nicht damit gerechnet, nochmal so viel schneller zu schwimmen. Es hat mich ziemlich gepusht, mit Maya zu schwimmen. Wir trainieren ja auch zusammen und hatten vorher um ein Eis gewettet“, sagte Holt und verriet: „Meine Lieblingssorte ist mit Karamell.“ Werner zahlt ihre Schuld sicher mit Freuden. „Ich bin happy, bei meiner ersten WM einen zweiten Start zu haben. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt“, sagte die 20-Jährige, die vor dieser Saison in die Magdeburger Trainingsgruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn gewechselt war.
Elendt, Imoudu, Seidel und Braunschweig gewinnen 50m-Sprints
Die 50m-Strecken gehören ab 2028 alle zum olympischen Programm, das wertet diese Rennen nun unheimlich auf. Das war auch in Berlin zu spüren, wo am Samstag die ersten kurzen Sprints anstanden. Die Schnellsten im Brustschwimmen waren Anna Elendt (SG Frankfurt) in 30,48 Sekunden und Melvin Imoudu (Potsdamer SV) in 27,14. In Rückenlage schwammen Lise Seidel (SC Chemnitz/28,89) und Ole Braunschweig (SG Neukölln/24,83) zur Goldmedaille.
„Leider hat der Anschlag nicht so gut gepasst, da wäre mehr drin gewesen“, meinte Elendt, die im Vorlauf sechs Hundertstel schneller gewesen war und auch den deutschen Rekord (30,10) hält. Nach je zwei Einzel- und Staffelsiegen bislang startet die 23-Jährige am Sonntag nun noch über 200m Brust und könnte dabei zur erfolgreichsten Teilnehmerin dieser Titelkämpfte aufsteigen.
Eine tolle Show lieferten erneut Imoudu und Lucas Matzerath (SG Frankfurt) ab, die 0,04 Sekunden Unterschied zwischen den beiden am Ende der Bahn waren mit bloßem Auge kaum zu erkennen. „Dieser Titel war in den vergangenen Jahren schon meiner gewesen, den wollte ich mir nicht nehmen lassen. Und mit der Zeit bin ich auch zufrieden zu diesem Saisonzeitpunkt“, sagte Imoudu, der im 100m-Rennen Matzerath noch den Vortritt hatte lassen müssen. Ausgerechnet an dessen 25. Geburtstag drehte der Europameister den Spieß dann aber um. Im Vorlauf war Imoudu in 26,95 sogar unter 27 Sekunden geblieben.
"Wir profitieren beide von dieser Dichte in der Spitze und können so sicher auch bei der WM in Singapur weit vorn mitmischen“
„Wir haben es spannend gemacht. Wir profitieren beide von dieser Dichte in der Spitze und können so sicher auch bei der WM in Singapur weit vorn mitmischen“, betonte Matzerath. Und verwies auf die spannende Entwicklung, die auf den 50m-Strecken in den kommenden Jahren noch ansteht: „Es wird sicher auch völlig neue Trainingsansätze geben, da man sich nun auch voll auf die ganz kurzen Distanzen konzentrieren. Das wird alles noch sehr spannend werden, nicht nur in den Rennen selbst.“
Über 50m Rücken triumphierte Routinier Ole Braunschweig (27) in 24,83 Sekunden, sein acht Jahre jüngere Trainingspartner Vincent Passek (Berliner TSC/24,93) sicherte sich mit einem Zehntel Rückstand Silber. Bei den Frauen glänzte Lise Seidel bei ihrem Sieg mit neuer Bestzeit (28,89). Die 18-Jährige kann am Sonntag nun den Goldhattrick auf den Rückenstrecken schaffen.
Lagen-Triumph von Jeremias Pock lässt sogar Taliso Engel jubeln
Am dritten DM-Tag sicherten sich außerdem Noelle Benkler (SV Nikar Heidelberg/2:13,80) und Jeremias Pock (1. FC Nürnberg Schwimmen/2:00,07) die Titel über 200m Lagen. „Mit dem zweiten Gold hier habe ich mich gegenüber dem Vorjahr noch einmal steigern können. Vor allem an der Schmetterlingstechnik habe ich mit meiner Trainerin Uta Brandl viel gearbeitet, das hat sich ausgezahlt“, sagte die erst 17-jährige Benkler, die Deutschland im Sommer noch einmal bei den Europameisterschaft der Junior*innen in Šamorín (SVK/30. Juni – 06. Juli) vertreten wird.
Pock ist seit vielen Jahre einer der Trainingspartner von Taliso Engel, der mit zwei Paralympics-Siegen und aktuell auch in der RTL-Tanzshow „Lets dance“ viel Aufmerksamkeit auf den Schwimmsport zieht. Die DM-Rennen seiner Vereinskollegen verfolgt Engel daheim am Livestream ganz genau – und jubelte bei Pocks Triumph aus der Ferne mit. „Ich bin sehr stolz auf ihn und freue mich riesig, dass er nun endlich mal gewonnen hat und sich die Arbeit ausgezahlt hat“, sagte Engel.
„Meine Tanz-Skills sind bei Weitem nicht so gut wie die von Taliso. Da kann ich nicht mithalten.“
Der seit Herbst in den USA studierende Sieger selbst formulierte es ganz ähnlich: „Ich bin so oft Zweiter und Dritter geworden. Der erste Titel fühlt sich daher großartig an“, sagte Pock, der mit seiner Zeit zugleich die Norm für die U23-EM ebenfalls in Šamorín (SVK/23. –29. Juni) erfüllte. Eine zweite Karriere in einer Tanzshow vermag er sich allerdings nicht vorstellen: „Meine Tanz-Skills sind bei Weitem nicht so gut wie die von Taliso. Da kann ich nicht mithalten.“
Für eine Überraschung sorgte am Samstag Leni von Bonin (Dresdner SC 1898) mit ihrem Sieg über 200m Schmetterling. In 2:13,15 Minuten distanzierte sie Titelverteidigerin Alina Baievych (SC Magdeburg) im Endspurt um acht Hundertstel. „Ich kann es gar nicht fassen und bin super happy, dass ich die JEM-Norm nochmal geschafft habe“, jubelte die Siegerin. Dabei war sie die erste der vier Bahnen noch verhalten angegangen, um dann zum Ende hin immer stärker zu werden. „Ich bin generell nicht der Typ, der vorn so schnell schwimmt. Ich versuche immer, nicht zu überpacen. Dass es hier heute so gut geklappt hat, ist super.“
Bei den Männern heißt der neue Meister über 200m Schmetterling Louis Schubert (SSG Leipzig), der sich in 1:58,44 Minuten durchsetzte. Über viele Jahre hinweg hatten mit David Thomasberger und Ramon Klenz zwei Leipziger diese Disziplin in Deutschland dominiert, diese Tradition setzt sich nun fort. „Der Titel bleibt in Leipzig. Ich wollte diesen Titel auch für David verteidigen“, betonte Schubert denn auch.