Warum Ex-Schwimmer Jacob Heidtmann jetzt für Hamburgs Olympiabewerbung arbeitet

So stellen sich die Organisatoren um Jacob Heidtmann die olympischen Schwimmwettbewerbe im Volksparkstadion vor ©Stadt Hamburg/Jo Kleindl

Berlin, Hamburg, Köln als Zentrum der Rhein-Ruhr-Region oder München: Mit welcher Stadt sich Deutschland für Olympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewirbt, wird im September 2026 endgültig feststehen. Die Entscheidung trifft der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nach einem Evaluierungsprozess, bei dem die regionalen Konzepte und die Meinungen der Bevölkerung berücksichtigt werden. Mit Jacob Heidtmann kämpft ein ehemaliger Olympiaschwimmer neuerdings sogar hauptberuflich darum, dass Hamburg das Rennen macht. Jene Stadt also, die bereits im Teenageralter zur Heimat für den gebürtigen Pinneberger wurde.

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Rund vier Jahre nach Ende seiner Sportkarriere und anderthalb Jahre nach Abschluss seines Studiums der Sozialökonomie verließ der 30-Jährige zu Monatsbeginn die Festanstellung bei einer Bahn-Tochter, um bei der Freien und Hansestadt als Referent Stakeholder- und Beteiligungsmanagement für das Vorprojekt Olympische und Paralympische Spiele anzufangen – so die offizielle Stellenbeschreibung. „Das Sportlerherz schlug ganz stark aus, als ich von dieser Möglichkeit hörte. Ich bin sehr verbunden mit der Stadt, in der ich lebe und möchte nun dabei helfen, den Prozess so anzuschieben, dass diese einmalige Chance auch genutzt werden kann“, verrät Heidtmann. Und betont: „Ich gehe die Aufgabe mit großer Überzeugung an.“

 

Olympiabewerbung: Das ist die Bewegung, die Deutschland jetzt braucht 

Das nimmt man ihm allein schon deswegen ab, weil er als Deutschlands bester Lagenschwimmer 2016 und 2021 selbst zweimal an Olympischen Spielen teilnahm. „Rio war richtig cool, aber eben auch etwas chaotisch für die Aktiven. Tokio stand dann leider total unter dem Einfluss von Covid“, erinnert sich Heidtmann. Zu gern würde er nun auch mal Spiele in Deutschland erleben.

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"Man hört ja immer wieder, dass Spiele in Europa etwas Besonderes sind. Das Coolste, was es gibt. Paris hat im vorigen Jahr alle begeistert, aber auch über London 2012 sagen das alle. Und da denke ich: Das kann Hamburg doch auch. Lasst uns zeigen, dass wir das auch können. Bei der WM 2006 und der EM 2024 haben wir Deutsche gezeigt, wie man erfolgreich große Sportevents organisiert. Die Olympischen und Paralympischen Spiele als größtes Sportevent der Welt wären der nächste große Schritt. Wir können es gemeinsam hinbekommen, die aktuelle gesamtgesellschaftliche Destruktivität abzulegen und diese Chance zum Aufbruch zu nutzen. Wenn wir es nicht machen, wo soll Olympia sonst hin? Nur noch in solche Staaten, die ihre Bevölkerung gar nicht erst fragen und einbinden? Das darf nicht sein.“Jacob Heidtmann schwamm zusammen mit Lukas Märtens in der Nationalmannschaft[/caption]

Jacob Heidtmann schwamm selbst schon im Fußballstadion 

Hamburgs Konzept setzt auf kurze Wege und sieht als Austragungsort fürs Schwimmen bekanntlich einen mobilen Pool im Volksparkstadion vor. „Das ist ein geniales Konzept, das hätte ich auch so haben wollen als Athlet“, meint Heidtmann über eine mögliche Rekordkulisse nur eineinhalb Kilometer vom Athletendorf entfernt. „Schon die erste Visualisierung sah einfach mega aus. Ich durfte bei der WM 2015 in Kasan ja selbst mal in einem Fußballstadion schwimmen, das war richtig geil! Wenn wir das so umsetzen können, ist das für die Aktiven und unseren Sport insgesamt eine riesige Bereicherung.“

"Mein Neffe ist in 15 Jahren 21 und könnte Olympia dann womöglich in seiner Heimatstadt erleben. Was für eine Perspektive, ein Traum.“

Heidtmann sieht aber auch die nachhaltige Wirkung auf die gesamte sportliche Infrastruktur als wertvoll an. Und träumt sogar davon, seinen Neffen dann bei Olympia anzufeuern. „Der Junge ist gerade sechs Jahre alt. Und hat auch schon das Schwimmabzeichen gemacht, übrigens mit meiner Badekappe samt Namenszug von früher. Und jetzt stelle ich mir vor: Der ist in 15 Jahren dann 21 und könnte Olympia dann womöglich in seiner Heimatstadt erleben. Was für eine Perspektive, ein Traum.“ Doch erst einmal gilt es nun, die norddeutschen Landsleute für die Bewerbung zu begeistern. Die Bürgerabstimmung ist für 31. Mai 2026 angesetzt.

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