Weltcup in Westmont als besondere Premiere für Julian Koch

©Tino Henschel

Nicht nur beim Fußball ist der erste Einsatz für die Nationalmannschaft ein besonderer Moment in der Karriere, sondern auch im Schwimmsport. Für Julian Koch steht dieser am Freitag beim zweiten Kurzbahn-Weltcup der Saison in Westmont (USA) an. Der 19-Jährige von der SG Essen wird dort für den Deutschen Schwimm-Verband e.V. (DSV) die Rennen über 100m und 200m Freistil sowie 100m Schmetterling bestreiten. Die Vorläufe (17:00 Uhr MESZ) und Finals (ab 01:00 Uhr MESZ) werden im Livestream bei Eurovisionsport übertragen.

>> Zeitplan, Startlisten und Ergebnisse in Westmont

Nach überzeugenden Einsätzen in den DSV-Nachwuchsteams bei der JEM 2024 und U23-EM 2025 ist das nun der nächste Schritt in der Karriereleiter. „Julian hat viel Potenzial mit Blick auf LA 2028. Er bringt eine gute Technik mit, die richtige Motivation und hat in den vergangenen beiden Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt“, sagt Stephan Wittky, Bundestrainer Kurz- und Mittelstrecke. Zur Erinnerung: Koch kraulte die 100m Freistil in diesem Sommer in 48,57 Sekunden, also nur knapp über dem von Kaii Liam Winkler im Mai aufgestellten Jahrgangsrekord (48,41).

 

Warum Weltenbummler Julian Koch bislang kein Deutsch spricht

Ungewöhnlich dabei ist, dass Koch aufgrund seines ungewöhnlichen Lebenswegs bislang kein Deutsch spricht. Sein leiblicher Vater ist zwar Deutscher, trennte sich aber von der aus Kamerun stammenden Mutter, als Julian noch sehr klein war. Beide sprechen heute Französisch miteinander. Seine ersten vier Jahre lebte Koch mit der Mama in Kamerun, aus beruflichen Gründen folgten dann mehrere Umzüge mit ihr. Fünf Jahre lebte er in Katar, wo er im Alter von sieben Jahren auch das Schwimmen erlernte. Als Julian neun war, zog die Familie dann nach Paris (FRA), wo er schließlich bei einem Schwimmverein landete und seine ersten Wettkämpfe bestritt. Vier Jahre später ging es weiter nach Dubai (VAE), dort lebt die Mutter seither.

Um internationale Meisterschaften mitschwimmen zu können, meldete sich Koch Anfang 2024 bei Bundestrainer Wittky. Und wurde umgehend ins hiesige System integriert. Im Mai 2024 schwamm er erstmals die Deutschen Meisterschaften mit und qualifizierte sich dort auf Anhieb für internationale Aufgaben im Nachwuchsbereich. Im Herbst besagten Jahres begann Koch dann in Pittsburgh (USA) ein Studium für Ingenieurwesen. Mit Chase Kreitler hat er dort einen angesehenen Trainer, der schon US-Olympiasieger wie Ryan Murphy oder Tom Shields betreute. Assistenztrainer ist Gideon Louw, der für Südafrika 2008 und 2012 bei Olympia schwamm.

 

Einzelstart bei der EM 2026 ist sein Ziel

„Im Frühjahr habe die WM-Qualifikation noch relativ knapp verpasst, bei der EM im nächsten Sommer möchte ich aber dann unbedingt dabei sein“, sagt Koch. „Und das am liebsten auch mit einem Einzelstart. Wenn meine Entwicklung so weiter geht, kann ich unter 48 Sekunden bleiben. Das setze ich mir zumindest als Ziel.“

Die Rennen in Westmont sind auf dem Weg dahin nur eine Durchgangsstation. „Wir haben den Weltcup nicht extra vorbereitet, schnell schwimmen sollte ich trotzdem können. Ich hoffe, dass ich es in ein Finale schaffen kann. Das nehme ich mir zumindest vor“, so Koch. Spätestens dann wäre es wirklich ein ganz besonderes Debüt im Nationalteam.

 

Die Starts der Deutschen in Westmont

Nicole Maier: 50m Freistil, 400m Freistil, 100m Freistil, 200m Freistil, 400m Freistil

Julian Koch: 100m Freistil, 200m Freistil, 100m Schmetterling

Melvin Imoudu: 50m Brust,100m Brust

Julianna Bocska: 50m Freistil, 100m Freistil, 200m Freistil

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